EINHORN – Barbara Honer

Die Wunde des Osiris

Frage

Liebe Sabine, ich komme gleich zur Sache. Nachdem ich im Internet mehrere Anfragen und Deine Antworten gelesen habe und ich meine Situation ganz anders empfinde als die meisten Anderen, will ich Dir schreiben. Alle Dinge, die im Außen passieren, empfinde ich angenehm bzw. sind für mich o.k. Alles was im Außen ist, nehme ich an: Es ist wie es ist, ich fühle mich geborgen in der kosmischen Ordnung und im Gleichgewicht der Erde. Vieles entwickelt sich sogar vielversprechend. Meine Träume realisieren sich allmählich. Ich bin absolut gesund und lebe im Alltag in der Fülle.

Aber: In meiner Aufmerksamkeit bin ich immer mehr im Herzen und da spüre ich diffuse Ängste.

Ich kann diese Empfindungen nicht verändern, tief atmen hilft auch nicht, ich nehme sie einfach an. Auf die Dauer ist das aber nicht so toll. Sobald ich meinen Fokus in das Außen lege, ist alles wieder in Ordnung. Was ist hier los? Alles Liebe und Gute von Jürgen (und Johanna) aus Berlin.

Antwort

Nun, lieber Jürgen. Was ist hier los? Das ist recht einfach zu beantworten: Da steckt noch ein alter Speer in deinem Herzen. Lasse mich selbst, Tobias, dir diese zweitletzte Antwort im Januar geben (und hoffen wir, dass wir Heidi damit nicht verärgern).

Lasse uns ein wenig ausholen, denn dieser Punkt ist nicht nur für dich bedeutsam, sondern für die maskuline (und in der Folge auch die feminine) Welt.

Du hast dir – sensibel und intelligent, entschlossen und pragmatisch – wie du nun einmal bist, eine spirituell-alltägliche Situation erschaffen, die dein Leben harmonisch in das Vergehen und Werden der Welt einbindet – in den Fluss der Wandlung und des sich verändernden Lebens. Die Kraft deines Willens und deiner Vision ist groß genug, dass du dir damit eine freudige, erfüllende und viel versprechende Situation erschaffen hast. Der einzige kleine Makel liegt darin, dass diese Situation eine äußere ist – auch wenn dieses Außen bis in deinen Körper hereinreicht und ihn (noch) bei guter Gesundheit hält.

Du bist – anders als die vielen Softies und Langweiler (breites Grinsen) – ein eher markiger Typ, männlich herb, entschlossen und klar – ganz und gar un-langweilig – gleichzeitig sanft und liebevoll genug, damit deine Umgebung dich erträgt (erneutes Schmunzeln). Dein Wille ist nicht so leicht zu brechen, dein Selbstvertrauen nicht so leicht zu erschüttern. So weit, so gut.

Was also ist hier los?

Nun, dasselbe, wie bei allen Männern der Welt in dieser Zeit – und bei allen Frauen auch. Doch bleiben wir bei den Männern. Jeder empfindet das, was hier los ist, auf seine eigene Art und drückt es aus – oder auch nicht. Doch bleiben wir bei dir: Es gibt eine alte Wunde in deinem Leben – eine uralte Wunde, so alt, dass wir gar nicht sagen können, wer älter ist: sie oder der Leib in dem sie sitzt. Mit jeder Inkarnation, da du einen maskulinen Körper gewählt hast, brach sie neu auf und vertiefte sich.

Und nun will sie endgültig heilen. Und sie wird heilen – um jeden Preis, gleichgültig ob ihr dabei sterbt oder nicht. Geschlagen wurde diese Wunde vom Speer, vom maskulinen Zeugungsglied.

Beim Verlassen der Einheit habt ihr die Kräfte unter euch aufgeteilt und euch gleichzeitig unauflöslich aneinander gebunden: Der Mann sollte den Speer tragen und die Wunden schlagen, aber sich selbst nicht heilen können. Der Mann sollte absteigen und die Welt erschaffen, jedoch nicht aufsteigen und die Welt wandeln können. Der Mann sollte die Macht in sich tragen, die Frau die Liebe.

Der männliche Körper sollte den Schmerz der Trennung und Verlorenheit in sich tragen, während der Balsam im weiblichen Körper liegt. Der Mann sollte sich selbst tief im Herzen vom Leben ausgeschlossen fühlen und doch mit seinem Speer, dem Zeugungsglied, immer wieder neues Leben zeugen, das immer wieder sterben musste. Segen und Fluch in einem, erzeugte er immer wieder neues Leben im Frieden und im Krieg, in Sehnsucht und in Aggression, in der Ehrung der Frau und ihrer Unterwerfung. Der männliche Körper war nicht gesegnet, Erfüllung zu finden, sondern verflucht, Leben zu erzeugen. Und von Zeitalter zu Zeitalter wurde das neue Leben fester und brüchiger, härter und unerbittlicher, männlicher und kriegerischer.

Die Frau sollte in ihrem Körper alles tragen, was der Mann nicht hatte. Der weibliche Körper speicherte von jeher die gesamte Energie des Aufstiegs, der Heilung, des Trostes, der Vergebung und der Wandlung – ja sogar die Energie der vollkommenen Erfüllung im Leben selbst.

Über viele Lebenszyklen habt ihr euch in dieser Weise voneinander getrennt und aneinander gebunden, wart verzweifelt und habt die Frauen der Welt erniedrigt, um von ihnen zu bekommen, was ihr brauchtet – eurer männlich-herrschenden-kriegerischen Natur nach – und seid doch an ihrem Busen verhungert.

Denn habt ihr sie auch unterworfen und beherrscht, so wart ihr doch emotional, vital-energetisch und evolutionär von ihren Körpern, ihrer Sanftheit und Liebesfähigkeit abhängig. Diese Option war zeitalterlang eine Matrix der Zwillingsseelen-Gemeinschaft in euren Körpern, der ihr euch nicht entziehen konntet. Diese Matrix bewirkte, dass die Männer mit der Herrschaft über die Frauen ihre eigene feminine Kraft in ihren maskulinen Körpern unterwarfen – ihre eigene weibliche Zwillingsseele, die Hälfte ihres eigenen Lebens. Die Wunde des Osiris liegt nicht in der Trennung von der Frau, sondern von seiner weiblichen Zwillingsseele im eigenen Körper, der damit sterblich wurde und selbst nur sterbliches Leben zeugen konnte.

Doch nun habt ihr euren absteigenden Evolutionszyklus endgültig abgeschlossen und die Zeit ist reif, da die weiblichen Kräfte des Aufstiegs, der Wandlung und Heilung – der Balsam für die Wunden und die unergründliche sanfte weibliche Liebe – im männlichen Körper selbst erwachen. Die Zeit ist reif, da ihr vom anderen Geschlecht unabhängig werdet, da beide Ur-Pole in euch erwachen.

Die Unruhe, die Nebel und der Schmerz liegt darin, ein machtloses Wesen zu sein, das die Körperwelt liebt und gleichzeitig in ihr verloren ist, ein machtvolles Wesen zu sein, das gleichzeitig im geistigen Raum geborgen ist und doch in die Körperwelt strebt, um das Werk zu vollenden und sich selbst zu erfüllen. Warum nennen wir dies die Wunde des Osiris?

Osiris war ein vollkommener Mann, ein gerechter Herrscher, sensibel und intelligent, entschlossen und auf seine Weise pragmatisch. Er hatte die geliebte und treue Schwester-Gattin, eine weise, gerechte, machtvolle und sanfte Königin an seiner Seite. Damit war sein Leben für lange Zeit perfekt – und schließlich auch wandlungsunfähig, denn was von allem hätte er freiwillig aufgegeben?

Also musste Seth, der geliebte Bruder den Judasdienst an beiden verrichten. Er tat dies, indem er Osiris noch tiefer absteigen ließ, als je zuvor, indem er ihn noch fester und härter (zu Stein) werden ließ, als seine Körpermaterie je war, indem er ihn zerstückelte und über das Land verstreute, um es fruchtbar zu machen und damit Osiris Macht und Ausdehnung noch größer werden ließ als je zuvor. Allein das Zeugungsglied des Osiris schuf er aus der Welt. Denn Seth wusste, dass Isis in ihrer Liebe, Weisheit und Kraft ihren Gatten ebenso oft wieder finden, zusammensetzen, heilen und lebendig machen würde, wie er, Seth, diesen verschleppte, tötete und in tausend Stücke schlug.

Das verlorene Zeugungsglied spielt hier die zentrale Rolle. Es war jener Speer, der erschaffen war, zu töten und sterbliches Leben zu erzeugen. Macht, Herrschaft, Krieger- und Vaterschaft waren untrennbar miteinander verbunden. Isis formte ein neues Zeugungsglied aus reinem Gold, aus rein femininem Geist, und setzte es Osiris an, worauf dieser wieder lebendig wurde und mit ihr den Horus zeugte.

Nun, ein maskulines Zeugungsglied aus femininem Geist kann kein sterbliches Leben mehr zeugen. Horus war damit, wenn wir dies mit der heutigen Zeit vergleichen wollen, das erste Kristallkind. Er trug sowohl die maskuline Wunde als auch den femininen Balsam in sich, sowohl die Energie des Abstiegs als auch des Aufstiegs, sowohl die Schöpfungs- als auch die Wandlungskraft.

So wird Horus euch nun in die Räume eures unsterblichen Lebens führen, wenn ihr dies zulasst. Er wird euch helfen, die Wunden des Osiris in euch selbst zu heilen, euer Zeugungsglied zu vergolden und Zeugende unsterblichen Lebens zu werden.

Kommen wir von diesem Ausflug zurück zu dir.
Was also ist hier los?

Die Evolution des maskulinen und des femininen Geistes, die körperliche und emotionale Entwicklung der Männer und Frauen aller Zeitalter sind heute in all euren Körpern und Herzen lebendig, so auch in deinem. Sie erwachen, versetzen euch in tiefe innere Unruhe, in nebulöse Zustände, shiften euch in Trauersphären, die euch Jahre lang untröstlich den Tränen nah sein lassen. Und es sind durchaus nicht nur Tränen des Schmerzes sondern auch der nahenden Erlösung und Erfüllung. Du erlebst es als eine tiefe innere Unruhe im Herzen, die sich weder beruhigen noch „fort atmen“ lässt.

Du trägst, gemeinsam mit allen zur Zeit inkarnierten Wesen, das Erbe der Zeitalter in dir, so auch die Wunden der Isis und des Osiris. Es sind die Wunden der Zwillingsseelen in euren Herzen, die hier und jetzt ein jeder von euch in sich selbst heilen wollte – und muss. Dies ist die bedeutsamste Aufgabe eures Lebens, nachdem ihr den Lichtkörperprozess, die Vernetzung der Erde mit dem Kosmos, das Diamantgitternetz und die Öffnung des galaktischen Zentrums zur Erde vollzogen – und die Ankunft eurer solaren Zwillingsseelen vor einem Jahr ermöglicht habt. Die Macht eurer femininen Zwillingsseele ist groß – gewaltig. Sie ist in der Lage, euch alles zu geben, was ihr von den Frauen in den Zeitaltern nicht bekommen konntet: die Energie des Aufstiegs, Balsam, Trost, Heilung und das ewige Leben.

Wenn auch alle Männer und Frauen der Welt dieses Erbe in sich tragen, können doch nur wenige es erlösen – für alle. Und natürlich besteht keinen Zweifel darin, dass du einer dieser Wenigen bist

Du, Jürgen, hast deine weibliche Zwillingsseele gemessen an ihrer Kraft und Erhabenheit, bisher zu sehr im Zaum gehalten. Doch nun drängt sie nach Ausdruck. Sie duldet keine Trennung mehr zwischen „Mann“ und „Frau“ mehr, keine Trennung zwischen männlichen und weiblichen Energien und Zuordnungen. Sie duldet keine Illusion der Verlassenheit mehr und keine Aufrechterhaltung von Einschränkungen und Kompromissen.

Sie duldet keine Wunden mehr, die von Beginn an nichts anderes waren, als eine Wahl der Formen und Spielregeln eures Abstiegs in die Verkörperung. Und doch sind diese Spielregeln zu derartigen Dramen am Beginn eures Aufstiegs geworden, dass ihr um Haaresbreite euren gesamten Planeten in die Luft gesprengt hättet mit jener Zerstörungsenergie, die ihr in diesem Spiel der Trennung zwischen den maskulinen und femininen Polen erschaffen habt.

Nicht nur das Erbe der Wunden ist in dir, sondern auch die überirdische kriegerische Liebes-Macht des Seth und die unsterbliche Lebenskraft des Horus.

So, mein Lieber, nun sollte dir der Kopf schwirren und dein Herz sollte sich hoffnungsvoll ein wenig mehr geöffnet haben. Vielleicht fragst du dich, was du nun TUN solltest. Nun, ATMEN ist die einfachste und wirkungsvollste Möglichkeit und Konsequenz dieser Botschaft.

Wir danken dir zutiefst für deine Frage und dein Sein,
das wir in der folgenden Zeit mit aufrichtigem Interesse begleiten werden.
Ich Bin mit dir – und euch Männern der Welt.
Ich Bin Tobias – im Januar 2008

PS. Horus’ transformierende Kraft wird die tragende Energie im Workshop „Männliche Sexualität“ sein. Du könntest dieses Wochenende nutzen, den Speer sanft und schmerzlos aus deinem Herzen herauszuziehen – in Einsiedeln in der Gruppe oder zuhause allein.


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