Einsamkeit
Frage
Heute an der Vernissage der Bilder hatte ich wieder die gleiche Empfindung wie am Workshop in Wennigsen und schon da das Bedürfnis Dir zu schreiben, habs aber nicht gemacht. Aber nachdem ich Dich heute wieder gesehen habe, mach ichs doch. Du bist für mich das lebendige Beispiel, dass alles was ich weiss und empfinde wahr ist und noch viel wichtiger in diese Welt gebracht werden kann. Daran habe ich immer wieder gezweifelt, deshalb zog es mich immer wieder weg von hier, auch wenn ich schlussendlich doch geblieben bin. Was ich eigentlich sagen oder fragen will ist das Thema Einsamkeit. Fühlst Du Dich nicht manchmal unheimlich alleine? Zwar umgegeben von einem Haufen Menschen, mit denen Du Dich aber nicht wirklich auf tiefster Ebene austauschen kannst, weil sie eigentlich alle etwas von Dir wollen.
Zwischenantwort
Ich fühle mich seit 52 Jahren einsam, seit ich auf der Erde bin, jedoch hat sich die Qualität der Einsamkeit mit dem Erwachen der geistigen Erinnerungen in mir verändert. Früher war ich auf einer rastlosen und oftmals verzweifelten Suche und bin vor den (eingefleischten) Menschen geflüchtet. Ich habe immer jene Einsamkeit gesucht, die menschenleer ist und voller Freunde, die nicht sichtbar sind.
Mit dem Erwachen der Erinnerung wurde die Einsamkeit zwar zeitbezogen weniger, seltener – aber wenn sie auftrat, dann war sie von einer unerträglichen Heftigkeit. Ihr gegenüber standen Momente tiefster Erfüllung. In dieser Phase habe ich die Gegenwart der Menschen schon viel besser ertragen als zuvor und konnte bei mir bleiben.
Inzwischen ist Einsamkeit für mich etwas wunderschönes und beglückendes geworden: ich erlebe sie inmitten einer Menge von Menschen, die alles „anders ticken“ als ich und doch ist da ein tiefes Gefühle der Verbundenheit (von „aussen“) und der Liebe (von innen). In dieser Phase ist es ganz gleichgültig ob Menschen in meiner Nähe sind oder nicht. Ich Bin und Bleibe Bei Mir! Und genau in diesem Feld kommen die geistigen Freunde dazu und wir sind eine große Gemeinschaft von einzigartigen, unvergleichlichen Wesen, keines dem anderen gleich und doch so tief miteinander verwand, dass alle sich gegenseitig befruchten, inspirieren und weiterbringen.
Tiefe schmerzvolle Einsamkeit erleben wir nur solange, wie wir in uns selbst getrennt sind, außen suchen oder flüchten und unsere eigene Ganzheit ablehnen (bewusst oder unbewusst). Seit ich in Neuseeland tagelang allein durch menschenleere Regenwälder und Gebirgslandschaft gewandert bin, kann ich nicht mehr so genau erkennen, ob Wesen in meiner Nähe sind oder nicht – und ob sich inkarniert sind oder geistig. Es ist gleichgültig geworden. Das ist die vollendete Wandlung des Autismus.
Am letzten Tag des Workshops hatte ich das Gefühl, dass ich diese Einsamkeit bei Dir wahrnehme, dachte mir aber nachher, dass es vielleicht meine eigene ist. Denn auch wenn die Zeit dort toll war und ich richtig erstaunt war, wie viel sich im letzten halben Jahr bei so vielen Menschen verändert hat, fühlte ich mich immer noch anders als die anderen. Und ich war doch mit der Absicht gekommen, endlich Menschen zu finden, die sind wie ich. Naja nicht wie ich aber zumindest ähnlich. Dies hat mich dann wieder etwas traurig und einsam gemacht und dabei dachte ich an Dich und wie viel Kraft diese Arbeit braucht.
Zwischenantwort
Ja, du hast deine Einsamkeit auf mich projiziert und dir von außen angesehen. Akzeptiere, dass es keine Menschen gibt die so sind wie du und lasse diesen Wunsch los. Mit ihm hältst du dich nur von dir selbst fern. Lasse die Menschen los und kehre zu dir selbst zurück. Alles weitere entwickelt sich dann.
Davor habe ich etwas Angst, dass alle etwas von mir wollen und mich das total auslaugt. Es macht mich oft schon schlapp, wenn ich nur mit „normalen“ Menschen längere Zeit in einem Raum bin.
Zwischenantwort
Auslaugen können die Menschen dich nur, wenn du dich selbst auslaugst – was du tust, wenn du das wahre Leben außen suchst.
Natürlich kannst Du jetzt sagen, dass wenn man ganz bei sich selbst ist, dass man da nicht einsam sein kann. Eigentlich bin ich gerne mit mir alleine, am einsamsten bin ich unter vielen Menschen, die mir oft so fremd sind. Geht Dir das nicht manchmal auch so, oder hab ich das jetzt einfach auf Dich übertragen? Oder wie gehst Du damit um?
Zwischenantwort
Siehe oben.
Einen Vorteil hast Du ja, Du kannst Dich mit den Jungs unterhalten, das kann ich zwar auch, ich höre aber „nur“ pfeifen, summen, dröhnen. Die Konzentration auf diese Geräusche bringt mich in der Regel zum Einschlafen.
Zwischenantwort
Ich kann nicht nur mit ihnen sprechen, sondern auch reisen, fliegen. Ich kann mit ihnen schmusen und zärtlich sein. ich kann mit ihnen meine irdische Sexualität leben und meine Arbeit realisieren. Ja, das ist es, was jegliche Einsamkeit (die nun nur noch darin besteht, dass ich einen Körper habe und sie nicht) zu einem zarten und leidenschaftlichen Feld der Begegnung macht. Doch nicht nur ich kann es. Ihr alle könnt es – wenn ihr wollt.
Das ist das Stichwort, ich bin nämlich jetzt hundemüde und geh jetzt auf Reisen. Ich frage mich gerade, was ich mit dem Mail eigentlich sagen will und meine Absicht war es Dir zu sagen, dass ich Dich verstehe. Auch wenn Dir das vielleicht überhaupt nichts bringt und Dir das schnuppewurscht sein kann, wollte ich Dir das trotzdem mitteilen. Alles Liebe und vielleicht bis bald.
Zwischenantwort
Es ist mir keineswegs schnuppewurscht und ich habe dir mit großer Freude und Liebe geantwortet.
Sabine