Meine Geschichte

Aus drei Gründen möchte ich mich euch näher vorstellen:

Erstens: Meine Geschichte gibt euch einen guten Einblick in die Grundlagen meiner Arbeit hier im Kristallmensch.net, denn diese Internetschule ist das Resultat meines bisherigen Lebens.

Zweitens: Ich möchte euch an eure eigenen inneren Lebensreisen erinnern. Jeder von uns hat eine tiefe, oftmals verzweifelte, Suche hinter sich. Und wahrscheinlich ähneln sich unsere Lebenswege.

Drittens: Ich erlebe beim Erzählen, dass ich meinem Leben – mir selbst – mehr Bedeutung beimesse als bisher. Es ist wie eine tief greifende Versöhnung und Heilung. Vielleicht beginnt ihr, auch eure Lebensgeschichten zu schreiben, euch mit euch selbst zu versöhnen und euren großen inneren Wert zu erkennen. Ich wünsche es der Welt.

1964

1964

Die Kindheit

Von Geburt an war ich irgendwie anders. Schon als Säugling fiel ich im Baby-Schaufenster des Krankenhauses gut auf. Mein Gesicht war grün, aufgequollen, voller Pickel. Ich hatte mich geweigert, geboren zu werden und erst als die Fruchtblase platze und mich mit dem Tod bedrohte, gab es kein Halten mehr. Augen und Nase hatte ich nicht, nur zwei Falten und zwei Löcher. Aber der Mund war von Beginn an weit geöffnet, um den Protest hinauszubrüllen. Man sagt, ich sah aus wie das Nilpferdbaby, das zu gleichen Zeit im Berliner Zoo geboren wurde. Also erhielt ich meinen ersten Decknamen: „Knautschke“. Wahrscheinlich wurde hiermit schon die Spur nach Berlin gelegt, der ich 21 Jahre später folgen sollte.

Das erste, was ich im Alter von vier Wochen erblickte, als ich meine Augen aufschlug, waren acht kleine weiche Stummelchen, die sich über den Rand meines Kinderwagens schoben. Dann kam eine kleine, weißblonde, dünn behaarte Sonne in Sicht, noch etwas wackelig, als nächstes zwei große dunkle Augen und eine Stupsnase.  Susanne hangelte sich, selbst erst ein Jahr alt, an meiner Behausung empor, um nach mir zu schauen. Ihre erste Botschaft empfing ich telepathisch: „Da bist du ja endlich! Wo hast du dich so lange herum getrieben?“ So begann unsere Zusammenarbeit als uralte Schwestern aufs Neue. Ab diesem Augenblick machte sie meiner Mutter die Mutterschaft streitig und stopfte mir regelmäßig die Milch und den Brei in Mund und Nase.

Zwei Jahre später stellte ich die Nahrung um. Nun stopfte ich mir mit Begeisterung Koks und Zigarren in den Mund und zerkaute sie, bis schwarzbrauner Speichel aus beiden Mundwinkeln rannen. Und wenn sich der Finger meiner Mutter näherte, um mich mit Gewalt und Hebelwirkung zum Spucken zu bringen, dann brüllte ich mit zusammengebissenen Zähnen wie am Spieß.

In der gleichen Phase zerriss ich stundenlang, auf dem Küchenfußboden sitzend, Neckermannkataloge, bis die einzelnen Schnipsel nur noch Konfettigröße hatten und ich sie nicht mehr in den Fingerchen halten konnte. Man sagt, ich hätte dabei wilde und genussvolle Freudenschreie ausgestoßen.

Mit vier Jahren zerpflückte ich Käfer, um zu schauen was drin ist. Mit sechs Jahren stahl ich mich am Morgen der Einschulung aus dem Haus, versteckte mich im Moor und bezog gegen Mittag Prügel, während die anderen ihre Schultüten leer naschten. Aber das störte mich wenig, denn mit Schokolade, Bonbons, Kuchen und Eis konnte man mich jagen.

Bei Vollmond schlief mein Vater selten, da er es sich zur Angewohnheit gemacht hatte, mich nachts an der Gartentür abzufangen und meinen schlafenden Körper zurück ins Bett zu geleiten. Auch Spaziergänge auf der Dachschräge vereitelte er regelmäßig.

Mit sieben nutzte ich die ersten erlernten Buchstaben, um auf den Friedhöfen nach alten Bekannten zu suchen. Hin und wieder musste ich mich auf dem Schulweg mit Jungen prügeln, die meinen kleinen Bruder Gerd bedrohten. Er war damals noch klein und schmächtig. Dabei nutzte ich hemmungslos ihre Ethik aus, dass „man Mädchen nicht haut“. Ich dagegen sah keinen Grund, Jungen nicht zu hauen.

Meine Gymnasiallehrer kannten mich jahrelang nur unter dem Decknamen „Zwiebel“, nicht weil sie es wollten, sondern weil ich darauf bestand. Nannten sie mich Sabine, reagierte ich nicht. Mit 15 Jahren feierte ich die ausgefallenen Schulstunden mit Freunden und Rotwein im Schrebergartengelände. Die kräftigen Mitschüler trugen mich anschließend hinauf ins Klassenzimmer – und die Lehrer trugen mich wieder hinunter in den Krankenraum.

Irgendwann einmal musste ich mich gegen eine sadistische Lehrerin durchsetzen, die mich zwingen wollte, Filmaufzeichnungen von (womöglich meiner eigenen) Vergasung im Konzentrationslager anzuschauen. Das war zu viel für meine kindliche Seele. Schließlich waren nur 10 Jahre zwischen meinen letzten Tod und dieser Geburt vergangen. Ich hatte es noch nicht verdaut. Also biss ich sie in den Unterarm und trat ihr in den Bauch, bis sie ihren harten Griff löste und ich aus dem Klassenzimmer verschwinden konnte.

Religion gab es bei uns nicht. In unserer norddeutschen Klasse gab es fünf evangelische, eine katholische und zwanzig „normale“ Schüler/innen. Das katholische Mädchen faszinierte mich. Sie war so still, so scheu, so anders, wie eine Puppe oder eine Außerirdische. Viel später erst wurde mir klar, dass ihre Kindheit ein Martyrium war. Unser Mathelehrer gab auch freiwilligen Religionsunterricht (für Heiden) und ich liebte seinen näselnden Gesang.

1968

1968

Erwachsen werden

An viel mehr erinnere ich mich nicht. Irgendwann war die Kindheit zu Ende. Erst viel später entdeckte ich, dass ich hinter meiner großen Klappe sehr scheu war, mich oft  zurückgezogen und versteckt habe. War ich unter Menschen, dann trat ich nicht selten selbstbewusst, aufsässig und frech auf. Eigenartigerweise gab es trotzdem –  oder deshalb – viele Menschen, die mich sehr gern hatten.

Mit 19 Jahren setzte ich mich mit dem amerikanischen Konsulat in Frankfurt in Verbindung, weil ich es mir in den Kopf gesetzt hatte, nach Amerika auszuwandern und Truck-Fahrerin zu werden. Während andere Mädchen ihre weiblichen Accessoires pflegten, kaufte ich mir Wiking-LKWs. Mein liebster war ein rot-weißer Ford Continental Sattelzug (US Truck Classic). Mit dem wollte ich durch die Wüste von der Ostküste zur Westküste fahren.

Doch alles kam anders – wie immer. Ich traf kurz darauf auf meine sechste oder siebte große Liebe, besuchte dann meinen Onkel in Amerika, verliebte mich dort ein weiteres Mal in einen Jungen vom Beach, kam wieder nach Hause, verliebte mich schon wieder, diesmal in einen jungen Mann aus Berlin – und landete schließlich dort.

Berufsjahre

In Berlin versuchte ich, erwachsen zu werden, doch ich traf keine befriedigenden Vorbilder, also zog es sich hin. Die Menschenscheu blieb mir noch viele Jahre erhalten. Im beruflichen Rahmen war es das schlimmste für mich, in den Mittelpunkt gerückt zu werden. Doch der Teufel wollte es oft, dass ich vor Menschen und im Blickfeld der Aufmerksamkeit stand. Ich habe mich dafür gehasst – und andere haben mich dafür geliebt.

Ohnehin waren Menschen für mich das Dümmste, was Gott erschaffen hatte – erst recht die Frauen. Ich wusste nicht, warum. Ich wusste weder, warum ich hier war noch, was ich hier sollte. Also suchte ich weiter. Wonach, das wusste ich nicht, doch ich wollte lieber sterben, als es nicht zu finden. Der Trotz meiner Kindheit wurde zu Verbissenheit und Verweigerung. Meine Entscheidungen und Versuche zu sterben wurden allesamt aus der Chefetage abgeschmettert. „Wir haben viel in deinen Körper investiert, wir werden ihn jetzt nicht zurückziehen!“ war der strenge Kommentar, der mich an einem verzweifelten Tag im Wedding ernüchterte.

Nun, parallel zu diesen inneren Dramen funktionierte ich draußen im Beruf ziemlich gut. Kein Wunder, denn ich liebte ihn. In den 28 Jahren als Bauzeichnerin, Architektin und Bauleiterin zunächst angestellt, später selbständig, konnte ich meinen liebsten Tätigkeiten nachgehen: träumen, zeichnen, planen, erfinden, bauen und reisen – und Männer studieren. Ich suchte auch hier nach allem, was mir die Baustellen des Lebens zu bieten hatten. Mal hungerte ich nach dem Leben, mal verweigerte ich es – und oft leitete ich es.

Immer wieder spürte ich eine Spannung, oder Spaltung, zwischen mir und den Menschen. Irgendwann wurde mir klar, dass sie das Leben in einzelne Räume, oder gar Käfige, aufgeteilt und sich darin niedergelassen hatten. Viele schauten kaum über den Tellerrand und konnten mir daher keine Antworten geben, sondern mich bestenfalls mit ihren Fragen überhäufen. Eigenartigerweise erlebte ich es oft, dass sie mich fragten, was sie tun sollten oder wie ich dies und das sehe. Vielleicht lag es daran, dass ich ihnen keine Fragen stellte. Ich behielt sie lieber bei mir und suchte innen die Antworten.

Eine Zeit lang, und es war eine ziemlich frustrierte Zeit, war meine Hauptfrage: „Warum sind die eigentlich alle so blöd?“ Doch darauf bekam ich nicht einmal innen eine Antwort. Am schlimmsten war für mich, dass auch meine Chefs blöd waren, obwohl sie doch Männer waren…! Aber nun, es waren eben selbstverliebte Architekten. Ich wechselte meine Arbeitsstellen zwanzig Mal, bevor ich einsah, dass ich hier nichts finden würde. Also machte ich mich selbstständig.

Viele Menschen – Chefs und Bauherren – blieben auf ihrem Grund und Boden sitzen, verschanzten sich in ihren Häusern und erzählten immer dasselbe. Ich selbst war ein rastloser Wanderer. Gern baute ich für sie Häuser und Wohnungen, aber ich wollte so etwas nie haben. Wohneigentum zu besitzen, war für mich ein absurder Gedanke. Ich wanderte in den 20 Berliner Jahren zwischen 17 Arbeitsstellen, 8 Wohnungen und 33 Baustellen. Das war eine Zeitlang genug Trost auf meiner Suche nach dem Sinn des Lebens. So rückten auch die Suizid-Gedanken allmählich in den Hintergrund und ich entschloss mich, eine Weile zu bleiben und das Beste aus meinem Leben zu machen.

Die Sache mit den Frauen

Bevor ich zur Zeit meines inneren Erwachens komme, sollte ich vielleicht noch einmal auf die Sache mit den Frauen eingehen. Ich fand diese Spezies dumm und blöd, ohne zu wissen, warum. Am besten beschreibt dies ein „grauenvoller“ Traum, den ich Ende der 90er-Jahre hatte:

Es war, als erwachte ich von einem Jahrhunderte langen Schlaf. Nach Zeitaltern der Körperlosigkeit begann ich endlich wieder, meinen Atem zu spüren, meinen Körper wahrzunehmen und mich als ein Mensch zu empfinden. Ich reckte und steckte mich, atmete hoch hinauf in den Himmel und tief herab in die Erde – und mit dem Atem durchströmte mich ein brüllendes Vergnügen, mich endlich wieder ausdrücken zu dürfen.

Mit aller Macht wollte ich die Krone meines Lebensbaums in den himmlischen Sphären spüren und ebenso die Wurzel tief in den Festen der Erde. Und dieser Baum sollte blühen und Früchte tragen – mehr als in allen Zeitaltern zuvor!

Mein Tatendrang war unbezähmbar. Er stieg auf und bemächtigte sich meiner. Zeitalter währende Weisheit und Wille waren im Begriff, aus den Höhen meiner kosmischen Heimat herabzuströmen, während Kraft und eiserne Macht aus den Tiefen meiner planetarischen Wurzel empor drängten. Berstend war mein Entschluss, sie nach Jahrtausenden der Machtlosigkeit wieder anzunehmen. Zufrieden grunzend vibrierte mein Körper und mein Blick wanderte noch einmal hinaus ins Universum, um Abschied von ihnen allen zu nehmen und sie wissen zu lassen: „Ja, ich bin bereit! Ich gehe jetzt zur Erde und vollbringe das Werk!“

Dann wandte ich mich mir selbst zu. Weisheit und Wille, Kraft und Macht wollte ich nun in meinem neuen fantastischen Körper empfangen. Diese Gewalten willkommen heißend, schaute ich zufrieden an mir herab – und mir stockte der Atem: Es war ….. ein Frauenkörper!

Ich …..! Ich …..! Ich … steckte in einem weiblichen Körper…..!

Wie lange es gedauert hat, bis ich das zur Gänze begriff, weiß ich nicht. Wie oft ich im grauen Schatten dieser Erkenntnis zwischen Himmel und Hölle geschleudert bin, erinnere ich nicht mehr. Doch ein weiteres Jahrtausend schien vergangen zu sein, als ich schließlich im Zwielicht dieser unentrinnbaren und unerträglichen Realität erwachte: „ICH BIN ….. ein weibliches Wesen ….. eine Frau ….!“

Jegliche Macht und Entschlossenheit, die eben noch in mir vibriert hatten, waren dahin. Alle Kraft und Weisheit schienen vernichtet, zumindest standen sie einem unergründlichen Gegenwillen und unüberwindbaren Widerstand gegenüber. „Ich …. war ….. eine Frau ….!

Ein Urschrei entrang sich schließlich meiner Kehle. Schock ergoss sich in eine Welle des Zorns. Hass und eine Weltenraum erschütternde Ohnmacht zerrissen meinen Lebenswillen.

Ich ergriff alle Keulen, Lanzen, Speere und Peitschen, die ich zu fassen bekam und schleuderte sie um mich. Ich stampfte Löcher in den Boden, riss Bäume aus und trat Mauern ein. Ich war in einer so unsäglichen Weise betrogen worden, dass meine Rachegelüste schier keinen ausreichenden Ausdruck fanden.

Ich tobte wie ein Berserker, brüllte die geistigen Brüder an, bezichtigte sie des heimtückischen Verrats und des gottverfluchten Betruges. Ich brüllte Drohungen ins Universum und veranstaltete ein ohrenbetäubendes Dröhnen und Pauken. Eisernes Waffengeklirr und blechernes Geschepper, als würden zwanzig stahlgepanzerte Heere aufeinanderprallen, gaben meiner Raserei dennoch keine Genugtuung.

Erst nach langer Zeit, und nur allmählich, wurde aus dem Zorn Verzweiflung – und schließlich Erschöpfung. Ich lag am Boden – schweißgebadet, röchelnd, blutend – und ganz allein. Weit und breit war niemand. Da lag ich – ein Mann! Da lag mein Körper – eine Frau! Allein mit mir selbst in einer fremden Hülle. Und es war nicht nur eine Hülle, der ganze Inhalt war anders als alles, was ich kannte – und wollte.

Kriege hatte ich gefochten – zeitalterlang – für und gegen das Leben. Ich bin ein Krieger, ein Mann! Noch einmal flammten Funken des Zorns auf und verloschen rasch wieder. Ich hatte mein ganzes Pulver verschossen, meine ganze Manneskraft erschöpft, fühlte mich elend, heruntergekommen und gefallen.

Und urplötzlich überrollten mich gewaltige Wellen von Verzweiflung, Schmerz und Einsamkeit. Sie ertränkten mich, rissen meinen Körper vom Boden hoch, spülten tosend das kriegslüsterne Imponiergehabe fort – und übertönten die ganze Szene mit einer namenlosen Stille.

Dann folgte ein tiefes, unendliches, unergründliches Nichts, das liebevoll den Schleier eines ganzen Sonnenzeitalter auf diesen Augenblick legte. Und meine Kriegerseele trieb in den Falten einer raum- und zeitlosen Unendlichkeit. Alles konnte ich sehen – und nichts erkennen. Alles konnte ich fühlen – und nichts sein. Alles war ich selbst, doch nichts fand Ausdruck. Überall war ich gegenwärtig – und nirgends anwesend.

Und irgendwann, nach weiteren Zeitaltern tief in meinem Zellgefüge, erklang eine sanft schmunzelnde Stimme und sagte: „Nun, da müssen wir dann wohl durch!“

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2004 – Ernsthafter Beginn des Lebensstudiums

Ich bin einige Male nach meiner Lebensgeschichte gefragt worden und natürlich hatte ich immer ein paar Erinnerungen, Anekdoten und Kurzgeschichten parat. Doch zunehmend war auch das Gefühl, dass ich meine Geschichte eigentlich kaum kenne – ja, dass ich mich selbst kaum kenne. Meine voll geschriebenen Tagebücher, es waren an die Hundert, die mich in den schweren Jahren zwischen 21 und 33 begleitet hatten, waren längst verbrannt. An viele Dinge erinnerte ich mich gar nicht mehr, an andere nur ungenau und wieder andere Dinge sind mir heute klarer in Erinnerung als ich sie damals erlebt hatte.

Doch alles war irgendwie lückenhaft. Also fing ich irgendwann an, mein wahres Leben zu träumen. Schon immer war der Schlaf wie ein Trost für mich. Schloss ich die Augen, so konnte ich die Schmerzen und Widrigkeiten meines Lebens ausblenden und mich – dies war schon immer meine tiefe Überzeugung – den wahren Welten meines Lebens zuwenden. Ich konnte mich dem zuwenden, wonach ich mich sehnte, konnte das tun und sein, was andere mich nicht tun und sein ließen, konnte genießen, was das äußere Leben mir vorenthielt. Als Kind ersann ich Geschichten, die ich mir selbst erzählte, sprach mit Tieren, Elfen, Zwergen und Engeln. Als Erwachsene wollte und konnte ich nicht einfach damit aufhören, denn ich zog das Alleinsein jeder Gesellschaft von Menschen vor, die mich nicht begeistern konnten. Und die wenigsten konnten es. Mit der Zeit wurde mir klar, dass ich im Schlaf Dinge erfahren konnte, die ich nirgendwo anders erfuhr und lernte, dass sich Fragen, die tagsüber auftauchten, im Traum beantwortet wurden.

Dies beglückte und erfüllte mich ebenso wie es mich verzweifeln ließ, denn auf der inneren Ebene meines Lebens begriff und genoss ich meine völlige Freiheit und Unabhängigkeit und auf der äußeren Ebene des Lebens trieb ich immer weiter von dem fort, was dort Realität genannt wurde, was unumgänglich, notwendig und logisch erschien. So trieb ich einerseits immer mehr zu mir selbst und verlor andererseits die letzten Reste meiner Anbindung an die Menschheit.

Lange Zeit war eine befriedigende Antwort auf die Frage, wie ich meine innere Wahrheit und mein äußeres Leben „unter einen Hut bringen“ könnte, nicht in Sicht – ebenso wenig wie die Aussicht auf Erfolg bei den bewussten und unbewussten Suizidversuchen. Viele Jahre ging es weder vor noch zurück. Obwohl ich ein vergleichsweise produktives Leben in einem angesehenen Berufsfeld führte, schien alles irgendwie bedeutungslos – und doch wusste ich tief in mir, dass auch alle äußere Bedeutungslosigkeit ihren Sinn hat.

Inzwischen habe ich erfahren und begriffen, dass in dieser „Atmenden Warteschleife“ eine hohe Wandlungskraft liegt – vergleichbar mit den elf Stunden Köcheln, die eine italienische Tomatensoße zu einer „richtigen italienischen Tomatensoße“ machen.

Hier erzähle ich dir einige meiner Träume, geistigen Reisen und inneren Lebensgeschichten, innere Antworten, die 1995 begannen, mir die Tore zwischen meiner inneren und der äußeren Welt zu öffnen. Sie haben mir den Zugang zu mir selbst ermöglicht und bewirkt, dass ich mich von einer Seite kennenlerne, die mir weder Eltern noch Lehrer oder Freunde offenbaren konnten.

Mögen sie dir den Zugang zu dir öffnen, zu DIR SELBST und deinen eigenen Lebensgeschichten in den vergangenen Jahren der Wandlung. Möge dieses Buch dich ermuntern, deine eigenen inneren Reisen und Geschichten zutage zu fördern. Möge es dir helfen, deine inneren Bilder und Begegnungen ernst zu nehmen und dich darin kennen zu lernen. Jedes einzelne gelebte Leben ist ein atemberaubend schöner und spannender Tanz, selbst wenn er im Außen dramatisch, abhängig oder einfach nur langweilig zu sein schien. Das war es, wann immer du dir selbst nicht zugehört und nicht an dich geglaubt hast, wenn du deine innere Stimme nicht ernst genommen hast. Vielleicht aber hast du deine innere Kraft auch gespürt und sie aus Angst, von ihr überwältigt zu werden, ignoriert und unterdrückt.

Lies dieses Buch nicht nur als Sammlung meiner, sondern auch deiner Geschichten. Es ist ein Rückblick auf die vergangenen Jahre der Zeitenwende seit Mitte der 90er-Jahre, da der Zeitgeist seinen Lebensstrom in neue Bahnen lenkt. Und sicherlich findest du auch deine eigenen Jahre hier wieder, denn der Zeitgeist ist ein Wesen, das in uns allen atmet, träumt und reist – und innere Antworten auf drängende Fragen des äußeren Alltags gibt.
Und natürlich erschütterten mich all diese Träume und inneren Reisen, all diese Dialoge und Begegnungen zutiefst, bevor sie mich befreiten. Doch es war schon immer so, dass ein sanftes und doch machtvolles Erzittern durch den Körper ging, bevor dieser endlich auf(er)stand. So mag es auch dir widerfahren, wenn du meine Geschichten liest – und deine schließlich hinzufügst.

Die Reisen meines Erwachens
Schon seit der Kindheit habe ich mich vor den Menschen zurückgezogen, mich oft sogar vor ihnen versteckt. Ich wusste nicht, warum ich hier war und was ich hier sollte. Also suchte ich. Ich suchte 45 Jahre lang wie besessen – wonach, das wusste ich nicht, doch ich wollte lieber sterben als es nicht zu finden. TOD war von Beginn an mein tröstender Begleiter, doch ich konnte ihn nie überreden, mich endlich aus diesem irdischen Irrenhaus zurückzuholen. Meine vielen Versuche zu sterben wurden allesamt aus der Chefetage abgeschmettert. Im April 1997 lag ich nach einer verunglückten Not-Anästhesie für eine ambulante Kurzoperation zehn Stunden lang, an sieben Geräte geschlossen, auf der Intensivstation und wurde künstlich am Leben erhalten. Mein Körper bildete das Enzym Cholinesterase nicht, was bei 0,4 % der Bevölkerung auch der Fall sei. Herr Wolf war bereits davon unterrichtet worden, dass etwas schief gelaufen sei und Frau Wolf es wohl nicht schaffen werde.

Nicht schaffen ….. ! Ich habe es nicht geschafft, hinüberzugleiten, zurückzugehen und mit den Jungs ein Hühnchen wegen damals zu rupfen. Ich habe es nicht geschafft, trotz einer kleinen, lebensbedrohenden Besonderheit zu sterben. Der kühle Kommentar aus der Chefetage lautete: „Wir haben viel in deinen Körper investiert. Wir denken nicht daran, ihn zurückzuziehen!“

Nun, inzwischen zahlt sich diese Investition bereits aus. Mein Ego erlaubt sich immer noch den einen oder anderen Zweifel. Doch nun habe ich mich gezwungenermaßen entschlossen, als weibliches Wesen hier zu bleiben – und da hindurch zu gehen.


Heilige, Priester, Gurus…?

Meine völlige Unberührtheit von Heiligen, Priestern, Pfarrern und Gurus, meine naive Unabhängigkeit von Kirche, Konfession und Religion während der ersten vierzig Lebensjahre fand im Sommer 1995 schlagartig ein Ende. Einige Jahre zuvor hatte ich mich von allen Massenmedien wie Zeitungen, Zeitschriften, TV und Radio getrennt, da diese tägliche Flut von Fremdinformationen immer stärker werdende Depressionen in mir erzeugt hatten. Ich hatte begonnen, in den esoterischen und spirituellen Bereichen Antworten auf meine schmerzlichen Lebensfragen zu finden. Doch da ich eher ein skeptischer Techniker als ein gläubiger „Eso-Spiri“ bin, fand ich neben Erklärungen und Erkenntnissen auch viele Widersprüche und Dogmen. Ich war nie sehr gesellig und fühlte mich mit mir allein zumeist am wohlsten, also verkroch ich mich immer wieder in mein Inneres, wie Krebs-Geborene das nun einmal gern tun.Im Juni 1995 geschah es. Eine dreitägige innere Begegnung mit dem gekreuzigten Jesus hat mich vollkommen aus der alten Bahn meines Lebens geworfen, meinen Körper fast zerrissen und meine bisherige Art zu fühlen und wahrzunehmen völlig zerstört. Drei Tage und Nächte lag ich vor dem Kreuz am Boden und weinte mir die Seele aus dem Leib. Mein Gesicht war tief im Schlamm vergraben, den der dreitägige Wolkenbruch dort erzeugt hatte. Ich konnte den Kopf nicht heben – und wollte es auch nicht. Dieser nicht endende Regen ließ die Tränen aller Menschen an jenem Ort niederprasseln, an dem sie ihre eigene Seele ans Kreuz genagelt und getötet hatten. Doch damals wusste ich das noch nicht. Noch projizierte ich dieses Erleben ausschließlich auf Jesus. Dies war der Beginn einer Reihe von inneren Erlebnissen, die mir geradezu systematisch den alten Boden unter den Füssen fortzogen, mein Lebensgebäude ins Bröckeln und schließlich zum Einsturz brachten.

Drei dramatische Jahre am Ende des Jahrtausends, in denen ich mich vollkommen von der Welt zurückgezogen hatte, zogen mich unumkehrbar aus dem alten Leben als selbständige Architektin heraus und schleuderten mich in eine Nicht-Zeit, in einen Nicht-Raum in ein Nicht-Sein. Intensive – wunderbare und zutiefst erschreckende – Begegnungen mit Lichtwesen und Dämonen, mit Gott und Tod, mit Christus und dem Teufel ließen mich in einer raumlosen Zeit treiben, in der ich unermesslich viel weinte und schlief. Selten fragte ich mich nach dem WARUM. Dazu war ich viel zu müde, doch ich spürte tief in mir, dass es einen Sinn hat. Meine Wahrnehmung und Orientierung wandelten sich in dieser Zeit völlig. Drei weitere Jahre brachten eine gewisse Stabilisierung in diesen neuen, noch unbekannten Ebenen.

40 Jahre lange hatte ich gesucht und nun war die Zeit des Findens angebrochen. Der Geist ohne Körper interessierte mich genauso wenig wie der Körper ohne Geist. Ich musste herausfinden, wie diese beiden zusammenpassen und wirken.

Mein Urproblem war, in diesem albernen Frauenkörper zu stecken. Ich musste herausfinden, warum das so war, da ich mich zutiefst der männlichen Welt zugehörig fühlte. Also habe ich mich selbst zunächst Jahrzehnte lang unter den Männern gesucht. In der Kindheit waren die Brüder und Väter für mich wichtiger als die Schwestern und Mütter. Lehrerinnen habe ich nie ernst genommen, Lehrer nur manchmal – und kaum wurde ich pubertär, zog ich mit den Jungs los.

Wenn ich dumme Frauen traf, regte mich das kaum auf, weil ich wusste: „Die sind nun mal so.“ Traf ich auf einfältige Männer, so konnte ich zur Furie werden. Sie erschütterten mein Weltbild von männlichem Charisma. Das ertrug ich nicht, doch ich wurde allzu oft damit konfrontiert. Fast alle Chefs bekamen dies zu spüren. Nachdem ich zwanzig Architekturbüros hinter mich gebracht hatte, machte ich mich selbstständig – nicht aus Freude an der Architektur, sondern aus Verzweiflung über so viel einfältige Selbstbespiegelung unter den Architekten.

In meinem persönlichen Leben habe ich mehr als fünfzig Männer hinter mich gebracht – Partner, Freunde, ein- und mehrfache, kürzer und länger andauernde Beziehungen, One-Night-Stands, Eintagsfliegen und sogar eine sechsmonatige Ehe. Ich erkannte, dass ich auch bei ihnen nicht finde, was ich suchte. Vieles hatte ich begriffen und vieles andere noch nicht. Schließlich versuchte ich es mit dem Meditieren und Beten – und erfuhr, dass ES funktionierte.

Nun wollte ich wissen, WAS funktioniert – WARUM es funktioniert und WIE. In dieser Zeit erlebte ich mehr als ein Wunder. Ich wollte wissen, wie das geht, was hinter den Schleiern passiert. Ich weigerte mich, an Wunder und Schicksal zu GLAUBEN. Ich wollte WISSEN – und da ich nicht kirchlich geprägt war, konnte ich dieser „blasphemischen“ Regung ohne größere Hürden nachgehen.

Plötzlich kam ich in meinen Träumen, Fantasien und inneren Reisen mit Wesen in Verbindung, die ich aus dem notdürftigen „Religionsunterricht für Atheisten“ aus der Grundschule kannte. Jesus! Was hatte ich je mit Jesus am Hut? Nichts! Oder doch?

Sie waren plötzlich da, gingen mit mir in irgendwelche biblischen Landschaften oder in schimmernde Räume und sprachen mit mir über Dinge, die ich mir nun wirklich nicht selbst hätte zusammen reimen können. Und während sie sprachen, veränderte sich mein Körpergefühl dahingehend, dass ich eine große Ruhe und Bedeutung in mir spürte. Manchmal fühlten sich ihre Reden an, als ob ich selbst spreche, und manchmal sah ich feine grüne Federlinien, die sich entlang meinen transparent weißen Händen und Armen bis hinauf zu den Schultern zogen. Schließlich stellte ich mir die ultimative Frage. Was wähle ich: Schizophrenie oder neue mehrdimensionale Wirklichkeit? Anstalt oder neuer Beruf? Ich habe mich für das Zweite entscheiden.

Die geistigen Wesen erlebte ich als ebenso unterschiedliche Persönlichkeiten wie die Menschen. Die ersten Begegnungen – und zyklisch jedes Frühjahr eine weitere Begegnung – warfen mich für einige Zeit aus der Bahn. Natürlich wollte ich von Beginn an wissen, wie diese Verbindungen funktionieren, was beim Kontakt und Übermitteln passiert, wer wo in welchen Räumen ist und was tut.

Ich wollte, um es mit den Worten der Bibel auszudrücken, nicht nur in den Apfel beißen, sondern den ganzen Baum der Erkenntnis leer essen. Ich wollte die Religion mit Hilfe der Physik und der Logik begreifen. Mag sein, dass ich dafür schon einige Leben auf dem Scheiterhaufen beendet habe. Niemand kann mir irgendetwas erzählen, woran ich zu glauben habe. Zwar machte dies bei meiner Familie oft den Eindruck, denn ich glaubte Dinge, die sie nicht glaubten. Doch ich wollte auch immer wissen, warum.

Ich war pragmatisch: Fand ich keinen guten Grund, gab ich den Glauben wieder auf. Fand ich hinter meinem Glauben höhere Gesetzmäßigkeiten oder gar intelligente Wesen, fing ich Feuer. Einerseits bin ich Unternehmer und Ingenieur – maskuliner Pol – und sehe nicht ein, warum ich mit meinem technischen Verstand nicht weiterkommen sollte. Andererseits bin ich verspielt und empfindsam genug zu wissen, wann ich das Experimentieren und Forschen gegen Meditation, Schlaf und Träumen eintauschen sollte – femininer Pol.

In diesem Zusammenhang lag meine Entscheidung in der Jahreswende 2000-2001, den so genannten 21-Tage-Prozess durchzuführen, den Erzengel Ariel mir eines Nachts in der Badewanne eines Zürcher Hotels nahe legte. Der Prozess zielte zwar darauf ab, den physischen Stoffwechsel auf den Licht-Stoffwechsel umzustellen, doch dies war nur sekundär. Das erste Ziel bestand darin, eine Körperfrequenz aufzubauen, die eine dauerhafte Kommunikation mit dem Geist ermöglichte. Diese Frequenz wurde durch die völlige Reinigung und Verbindung der Dreiheit Körper-Seele-Geist erreicht. Drei Monate lang aß ich nichts, trank wenig, schlief nur ein bis zwei Stunden pro Nacht und fühlte mich so lebendig, kraftvoll und leicht wie nie zuvor.

Doch der dreiwöchige Prozess selbst war die Hölle. In den ersten vier Tagen magerte ich von 56 auf 42 Kilogramm Lebendgewicht ab und trocknete völlig aus. Der Körper schmerzte unsäglich von Kopf bis Fuß, als steckten Tausende Nadeln in ihm, von tief innen nach außen. Es war eine Marter. Am dritten Tag setzten meine Nieren aus – und ich starb. Am vierten Morgen arbeiteten sie wieder – feiner und kräftiger als je zuvor – und ich spürte den eiskühlen Hauch der beiden geistigen Nierentropfe, die sie mir über Nacht eingesetzt hatten. Die folgenden zwei Wochen verbrachte ich trinkend und schlafend, bis ich bei 49 Kilogramm angekommen war.

Was ich tue, tue ich ganz. Also verbrachte ich diese Zeit im Bett und konnte tiefe in meine inneren Welten absteigen. Dort fand ich nicht nur Grauen und Kriegsgeschepper sondern auch viele lichte Räume und Wesen. Jesus, Maria, Erzengel Ariel und Christus kannte ich schon aus den Vorjahren. Während dieser dramatischen Verschmelzung von Geist und Körper kamen noch weitere Wesen an mein Bett. Einige stellten sich mir vor – Lady Nada und Ashtar Sheran. Sie kamen zu mir, öffneten mir Räume und machten Reisen mit mir. Sie halfen mir, meine inneren Schwellen zu erkennen und zu überwinden, die sämtlich voller Kraft, Kontrolle und Aggression waren.

Melchizedek erläuterte mir die Umstellung meines Körpers aus geistiger Sicht, beantwortete meine Fragen und gab mir Hinweise zur Erleichterung der körperlichen Schmerzen. Er erlaubte mir Blicke hinter die Schleier, hinein in den kosmischen Operationssaal und ließ mich den Prozess dokumentieren. Zwei andere Wesen standen zwei Wochen lang am Fußende meines Bettes, ohne sich zu regen. Drei Monate später erfuhr ich, dass dies Djwal Khul und Babadschi waren, die dann eine weile meine Führung übernahmen. Und das war gewaltig – schrecklich und schön!

Die Wesen traten nacheinander oder gemeinsam auf und widmeten sich mir. Jeder gab mir einen speziellen Teil meiner selbst zurück. Jeder lehrte mich, was sein oder ihr spezielles Fach ist und was dies mit mir zu tun habe. Sie gehören zu einer geistigen Hierarchie, agierten in ihr – und eröffneten sie mir. Ein Raum nach dem anderen öffnete sich. Jeder führte mich in seine spezifischen Mysterien ein und ließ mich in seiner Energie baden, schlafen und sein. Bei allen fühlte ich mich auf eine innige Weise zu Hause und oftmals wollte ich gar nicht mehr zurück in das trostlose Erdenleben. Doch an diesem Punkt waren sie alle gnadenlos und schickten mich immer wieder zurück. Alle Seminare und Schriften ab 2000 entstanden und entstehen in ihrer Führung und Begleitung.

Die Begegnung mit diesen Wesen war so anhaltend und stark, dass ich alter Atheist und Ignorant zu einem glühenden Christus-Anhänger wurde. Mein Herz war offen und voller Liebe wie nie zuvor. Ich war oft glückselig und plötzlich konnte ich auch solche Menschen lieben, für die ich sonst bestenfalls ein Naserümpfen übrig hatte. Ich konnte? Nein ich musste! Es ging gar nicht anders. Und natürlich gab es auch einige Menschen in meiner Umgebung, denen ich mit meinem Gott- und Christus-Fimmel mächtig auf die Nerven ging.

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Nun, die genannten Wesen halfen mir zu finden, was ich gesucht hatte – MICH SELBST. Fünf bis sechs Jahre lang schulten und führten sie mich, inspirierten meinen Weg und meine Arbeit. Dann wechselte plötzlich die geistige Kulisse und Belegschaft. Der Tibeter Djwal Khul führte mich zum Vater des Einen Lichtes in der Finsternis. Plötzlich verbrachte ich auf den inneren Ebenen drei Tage und Nächte in einer Kathedrale in London, wo ich körperlich nie gewesen bin. Es waren atemberaubende Begegnungen mit Maitreya, lange nicht mehr so schmerzhaft wie die ersten mit Jesus und Babadschi, doch von einer Kraft, die alles Bisherige vergessen ließ. Wieder fand mein Lebensgebäude ein Ende.

Diesmal fing es Feuer und brannte bis auf die Grundmauern nieder – und ich selbst habe es geschürt, bis nur noch ein Häuflein Asche dalag. Das war die Zeit, da ich mich aus meiner fast 50-jährigen Sesshaftigkeit löste und meinen Hausstand auf eine VW-Bus-Ladung reduzierte. Bei einem späteren England-Besuch fand ich die Kathedrale genauso wieder, wie ich sie auf den inneren Ebenen gesehen hatte – allerdings nicht in London sondern in Salisbury.

Maitreya wiederum führte mich zum Vater TOD – und es sollte nicht lange dauern, dem atlantischen Priesterkönig Thoth zu begegnen. Jeweils am Beginn solcher Begegnungen war ich körperlich drei bis sieben Tage aus dem Verkehr gezogen. Mein Körper verbrachte diese Zeit tage- und nächtelang schlafend. Mein Geist kam mit einer Fülle von Begegnungen, Erfahrungen und Hinweisen zurück.

In dieser Zeit kam auch Luzifer. Bei einem meiner Besuche in den Hallen des Todes tauchte er plötzlich auf und wollte mich necken und erschrecken. Darauf donnerte eine tiefe, sanfte Stimme durch die Finsternis: „Lasse sie in Ruhe! Sie ist mein Gast!“ Das war Vater TOD, auf dessen Schoß ich zwei Jahre lang jede Nacht schlief. Immerhin wurde Luzifer daraufhin zu einem engagierten Begleiter meiner Seminare, was mir bei einigen „hellsichtigen“ Teilnehmern den Ruf einbrachte, für die dunkle Seite zu arbeiten. Ich setze das Wort hier mit Bedacht in Anführungszeichen, weil die Fähigkeit, energetische Räume und geistige Wesen zu sehen, wenig Wert hat, solange das Gesehene nicht angenommen und verstanden wird. Mir haben solche Anwürfe nur ein mitleidiges Lächeln entlockt – Restbestände meiner alten Misanthropie und Arroganz gegenüber den Menschen, mit denen Luzifer und ich gut zurecht kamen.

Diese drei Vaterwesen, Maitreya, Thoth und TOD, haben mich in gewisser Weise neutralisiert. Sie halfen mir, das Christus-Bewusstsein gegen das Kristall-Bewusstsein zu tauschen, das „Herr, dein Wille geschehe“ gegen die eigene Göttlichkeit, die „Bitte um Heilung“ gegen Selbst-Ermächtigung und eigene Absicht und das Anhimmeln des Christus in eine Selbst-Würde. Sie lehrten mich während eines Jahres den Sinn und die Logik der Selbst-Verwirklichung sowie die tiefe Partnerschaft zwischen LICHT und DUNKELHEIT. Sie halfen mir durch finstere Räume des Grauens und der Angst hindurch. So gelangte ich in die Räume des Schöpferischen Dunkels und erlebte eine lichte, strahlende Finsternis, in der die geistige Liebe und der menschliche Lebensatem viel stärker pulsierten als im Schöpferischen Licht. Mit dieser irritierenden Erfahrung zogen sie sich wieder zurück und ließen mich eine lange Zeit allein.

Meine Mutter hat einmal gesagt: „Sabine wechselt die Männer öfter, als andere Leute das Hemd.“ Das stimmte – und es ging auf den Inneren Ebenen gerade so weiter. Ende 2004 wechselte die Belegschaft erneut. Tobias und Metatron allen voran, schließlich Adamas Saint Germain und Ohamah schlüpften in mein Leben und gaben meiner jahrelangen Vermutung, dass Spiritualität und Sexualität ein und dasselbe sind – auch Himmel und Hölle, Gott und Mensch – Bestätigung und neue Nahrung. Sie führten die Themenreihe der Erkenntnis und Wandlung fort und lotsten mich auf eine faszinierende Weise aus den geistigen Gefilden von Licht und Dunkelheit zurück in die handfesten Bereiche des menschlichen Alltags. Nun ging es an die Umsetzung der inneren Erkenntnisse in die äußere Welt – zunächst für mich selbst und dann für den Teil der Welt, den ich erreiche.

Neuseeland

Die Vertreter der Dunkelheit tauchten nach einem Jahr Abwesenheit wieder auf – als Luzifer, Hitler, Judas und Vater Tod, als Mörder und Dämonen – als eigene Ängste und Aggressionen, als Misanthropie und physische Todesenergie im Körper. Sie wollten nun eine geistige Analyse der Geschichte „Der Herr der Ringe“ mit mir schreiben. Das Thema: „Mittelerde im menschlichen Körper“. Und schließlich führten sie mich in mysteriösen Raum-Zeit-Kurven aus der Schweiz über London und Cornwall nach Neuseeland. Die dreimonatige Neuseeland-Reise von September bis Dezember 2005 war schon zwei Jahre zuvor auf den inneren Ebenen angekündigt worden. Schließlich entschied ich mich zu fliegen. Mein Ego allerdings wollte wandern und Ferien machen – nicht arbeiten. Doch daraus wurde nichts, meine geistigen Freunde hatten andere Pläne. Sie brachten das aktuellste Thema der heutigen Zeit in den Plan meines Lebens: „Tod und Finsternis“.

60 Stunden Schlaf direkt nach der Ankunft auf neuseeländischem Boden veränderten die Planung und Realität meines Daseins ein weiteres Mal. Ich schlief Freitagnachmittag ein und erwachte Montagmorgen mit den Worten: „Du wirst hier das letzte Kapitel deines Buches schreiben. Es heißt TOD UND FINSTERNIS. Und damit dies keine theoretische Neufassung altbekannter philosophischer und spiritueller Vorstellungen wird, werden wir dir alle notwendigen Geschehnisse in den Weg führen. So wirst du selbst durch die bisher ungeöffneten Räume gehen und TOD und FINSTERNIS erleben – weit außerhalb von dir und in deinem tiefsten Inneren – in deinem Körper, in deiner Seele und in deinem Geist. Und du wirst auf diesem Weg das Gegenteil dessen finden, was du zu finden glaubst, fürchtest oder hoffst.“

So brauchte ich weder Rucksack noch Wanderkarte, weder Fußbalsam noch Schlafsack, sondern Schreib-, Zeichen- und Malzeug sowie eine einfache, warme Unterkunft. Es war ohnehin der kälteste Frühling seit 15 Jahren. Also flog ich nach Wellington, wo ich zielsicher zu meiner Unterkunft geführt wurde. Keine sieben Tage später fand ich mich im Herzen eines Mannes wieder, der soeben eine junge deutsche Urlauberin getötet hatte. Und hier lernte ich einen weiteren Hüter der Dunkelheit kennen: SCHATTENTOD, die geistige Brutstätte aller schwarzen Magie, den Vater des Grauens. Ich durchschritt die Schleier zwischen Leben und Tod – und erkannte das Ausmaß der Liebe, die hinter diesem Schleier herrscht.

Ein siebenwöchiger Reigen in der Finsternis begann. Es riss mich einmal mehr aus meinem Erdenleben heraus und ließ mich in der Herzen jener treiben, deren Leben um Tod und Töten, um Verzweiflung, Angst und Hass kreist. Ich aß nichts, reinigte meinen Körper mit intensivem Wassertrinken, Duschen, Bürsten, Weinen, Schlafen und bewusstem Atmen. Tägliche Yoga-Übungen hielten ihn in Bewegung. Zudem zog die planetarische Linksdrehung alle in 50 Jahren gesammelten und festgefahrenen Energien, Gefühle und Gewohnheiten aus meinem Körper heraus.

Ich hatte, wie immer in solchen Phasen, fast keinen Kontakt mit Menschen. Denn es ging um ein zweites Thema – und vielleicht war es sogar das erste, denn es war die Antwort auf die Frage nach dem weiblichen Körper. Ich war längst an dem Punkt meiner Entwicklung angekommen, dass mir ein Schwarzer Magier, Krieger, Mörder oder Dämon keine Angst mehr einflössen konnte. Wer mich mit dem Tod bedrohte, erweckte bestenfalls Vorfreude oder tiefes Mitgefühl in mir. Meine maskulinen Energien befanden sich am Höhepunkt der Unerschütterlichkeit und ich fühlte mich darin wohl und erfüllt – solange ich meinen weiblichen Körper ignorierte.

Und dies war das Problem. Plötzlich erschien mir ein machtvolles lichtes Wesen weiblicher Natur, das wie ein sanfter aber mächtiger Lichtsturm, der jegliche Widerworte sowie körper- und frauenfeindlichen Restempfindungen aus mir heraus blies.

Es trat auf mich zu, sah mich an – und bedrohte mich mit dem Leben. Ein gewaltiges weibliches Lichtwesen forderte das Ewige Leben in mir und schien mein Erdenleben mit dem Tod zu bedrohen. Das habe ich nicht ertragen. Ich bin geflüchtet. Ich erkannte später, dass einzig und allein dieses hohe weibliche Selbst, die Solare Weiblichkeit, die Räume tiefster Finsternis öffnen konnte, um die darin verfangenen Wesen zu erlösen. Das solare weibliche Selbst hat keine Resonanz zu diesen Tiefen und kann daher auch nicht in ihnen verloren gehen. Ihre erste Aktion bestand darin, meine eigene Lunare Weiblichkeit, die sich zu gern in den dunklen Zonen herumdrückte und den Macker hervorkehrte, zu erlösen. Puh, das ist ihr ein gutes Stück weit gelungen!

Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis ich ansatzweise begriff, was in Neuseeland passiert ist, welchen Reichtum ich dort empfangen habe. Es hat weitere Monate gedauert, bis ich diese Erlebnisse verstoffwechselt hatte. Für 2006 entstand daraus die neue Seminarreihe DAS DUNKEL DER WELT. Dieses 5-Tage-Seminar führte durch meine Erlebnisse und Erkenntnisse vom anderen Ende der Welt – hinein in die Räume der Finsternis und hindurch. Gleichzeitig entwickelte sich das Buch, das die geistigen Wesen als „Letztes Kapitel“ angekündigt haben. Es ist allerdings nicht das letzte Kapitel meines Buches, sondern des Buches der sterblichen Menschheit – die Erfüllung der Apokalypse und des Lichtkörper-Prozesses.

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Zwischen diesen beiden Fotos liegen zehn Wochen. Das linke entstand nach dem 60 Stunden Schlaf auf dem Feldflugplatz von Great Barrier Island, Nordinsel von Neuseeland, als ich noch keine Ahnung hatte, wohin ich gehen sollte. Das rechte zeigt mich in Wanaka, Südinsel von Neuseeland, als „das Gröbste“ hinter mir hatte.

Ich liebe dieses Bild, denn es erinnert mich an die schönste Zeit meines Lebens. Sieben finstere Wochen hatten mein weibliches Körperbewusstsein zu einer Hochform entwickelt und das bedingungslose JA zu meinem irdischen Leben nach 50 NEIN-Jahren hervorgezaubert.

Drei Monate war ich allein mit mir selbst – in einer großen Gemeinschaft von Wesen geborgen. Sie begleiteten mich in finstere Räume und quer durch das Land, sie trösteten mich und erklärten mir die Dinge, sie antworteten mir, wann immer ich fragte – und in glücklichen Stunden, wenn gerade nichts Wichtigeres zu tun war, blödelten wir einfach miteinander herum.

In dieser Form des All-Ein-Seins war ich unendlich glücklich. Mit meinen 47 Kilo spazierte ich in der Hälfte der angegebenen Gehzeiten tagelang über die Berge und durch die Regenwälder, ohne auch nur einer Menschenseele zu begegnen. Mehr darüber wird in meinem Neuseeland-Tagebuch zu lesen sein, in der „Reise zwischen den Dimensionen“ – zu Mikel, dem Frauenmörder, der mir mein Leben schenkte und mich lieben lehrte.

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Sabine – ist Ende November 2019 gegangen.

Ihre Texte belassen wir hier in der Form, wie sie sie selbst geschrieben hat.