Selbstgespräche
1. Brief
Ich habe heute einen kind-freien Tag. nun sitze ich hier mit einem Fruchtsaft in einem Restaurant und schaue auf die Dächer der Altstadt und auf den rollenden verkehr. ich habe mir heute ein Diktiergerät gekauft. nun spreche ich meinen berief an dich und werde ihn heute abend zuhause abtippen. mal ganz etwas anderes. ich freue mich wie ein kleines Kind…
Ja nun, wie geht es mir? wenn mich irgendjemand danach fragt, sage ich sofort: gut. und das stimmt eigentlich auch. es gibt aber sehr wohl dinge, die mich beschäftigen. ich fühle mich in letzter zeit sehr oft alleine. und dies, obwohl ich so gut wie gar nie alleine bin! ich sehne mich nach verstanden werden, tiefgründigen Gesprächen, nach bereichernden Kontakten. doch diese gibt es zurzeit in meinem leben nicht. ich bin allein.
und was mich außerdem sehr beschäftigt ist die „suche” nach meiner Aufgabe. doch diese versteckt sich unglaublich gut vor mir! was mache ich mit meinem leben? ich weiß im tiefsten innern, dass mich nichts, wirklich gar nichts auf dieser Welt befriedigen kann, dass mich nichts glücklich machen kann, außer das ankommen bei mir selbst. ich sehne mich nach Erleuchtung. und das schon seit Jahren. warum ist das nur so unglaublich schwierig?? ich stecke fest.
manchmal bin ich wütend auf die geistige Welt. warum lassen die mich hängen? ich würde alles tun, Tag und Nacht mit Freude arbeiten, so wie du. ist das nicht auch in deren Interesse? wenn ich irgendwo auf der Leitung stehe, warum schubsen sie mich da nicht runter? es gibt so unglaublich viele Menschen, die auf der suche sind. aber ich kenne praktisch niemanden, der es wirklich „geschafft” hat, der wirklich bei sich angekommen ist. warum ist das so? vielleicht hast du mir darauf eine antwort?! (ich habe zwar in der Zwischenzeit bei kristallmensch.de schon antworten bekommen; ausschnitte aus “getrennt und verbunden”, “selbst-liebe-geburt” und “neuer Raum” haben mich sehr berührt. es tut gut zu wissen, dass ich mit diesen Themen und der momentanen Befindlichkeit nicht alleine bin.
klingt wahrscheinlich alles etwas frustriert – ist es wohl auch. vielleicht sogar leicht depressiv. ja, so fühlt sich meine derzeitige Situation an. ich habe das Bedürfnis, meinen Körper zu reinigen. ich werde jetzt mit einer Entschlackungskur beginnen. vielleicht tut es mir gut. liebe Sabine, ich wünsche dir von Herzen alles Liebe und umarme dich!!
2. Brief
den Brief, den ich dir geschrieben habe, hat in mir noch einiges ausgelöst. ich habe das Bedürfnis, meine Gedanken etwas zu ordnen und dir nun noch einmal zu schreiben. Es fühlt sich in mir an, als würde ich in einer mächtigen Krise stecken. ich bin oft traurig, unzufrieden, genervt und sogar etwas verbittert. ich lache kaum noch, bin lustlos und geknickt. mir wird nun bewusst, dass ich oft froh bin, wenn es endlich Abend wird. das ist kein ertragbarer zustand für mich! wo ist meine Lebensfreude geblieben?
ich sehne mich so sehr nach einem erfüllten, freudvollen leben mit viel Abenteuer und Lebenslust! ein leben, in dem alles möglich ist, alles offen bleibt, ich mich einfach tragen lasse, wohin auch immer! doch ich habe das Gefühl, mich immer mehr davon zu entfernen. so vieles ist festgefahren, ja, ich habe dir ja geschrieben, dass ich glaube, festzustecken. es fließt nicht mehr! ich funktioniere, spiele rollen, die mir nicht gefallen, passe mich an. ich weiß, dass ich selbst für diesen Zustand verantwortlich bin. doch wie finde ich aus dieser Krise wieder raus?
Hier habe ich mit Schreiben eine Pause gemacht; das Mittagessen für Manuel war bereit. nach dem Essen wollte ich weiterschreiben. Doch während dem Essen fühlte ich plötzlich eine große Ruhe in mir, eine art Gleichgültigkeit. mein herz fühlt sich seither leicht an und in mir herrscht eine angenehme leere. ich habe einfach angefangen zu singen… was ist denn jetzt passiert?!?
Es fühlt sich an, als wäre ich mit dem schreiben durch die Krise durchgegangen. jetzt habe ich ein gutes Gefühl, sehe positiv auf den oben beschriebenen zustand zurück, denn dieser hat etwas bewirkt in mir. nun kann ich weitergehen. und ich spüre wieder Freude in mir aufkommen!
es tut mir ganz offensichtlich gut, dir zu schreiben! werde dies vielleicht nun öfters tun… ich drücke dich fest und danke dir herzlich fürs zuhören!
Antwort
Ich erlaube mir, dir geliebtes Wesen zu antworten und ich bin Tobias, in tiefer Liebe mit dir ein deinem Universum vereint, in der Tat. Dass du dir ein Diktiergerät gekauft hast, nun mit und zu dir selbst sprechen, dich auf diese neue Weise ausdrücken kannst, ist wunderbar. Nicht nur, dass du es zuhause abtippen kannst, sondern du kannst später noch einmal hören was und wie du gesprochen hast, wer und wie du warst als du gesprochen hast. Du kannst mit dir selbst sprechen, dir selbst zuhören, dich selbst in verschiedenen Facetten wahrnehmen – dich auf eine ganz andere Art wahrnehmen als bisher.
Du schreibst, du bist in letzter Zeit sehr oft alleine, obwohl du unter Menschen bist. Ja, wirklich allein sein könnt ihr nur unter Menschen, die ihr nicht erreichen könnt. Und hier ist es gleichgültig, ob ihr tiefgründige Gespräche, bereichernde Kontakte mit ihnen habt, oder nicht. Sogar die Meister, die auf einer Ebene der Reife sind, sind dennoch miteinander allein, weil zutiefst keiner ist wie der andere. Allein den eigenen Frieden in dir selbst zu finden ist die Forderung an euch und Erleuchtung schlechthin. Es ist nicht dir Frage, ob du unter ihnen allein bist, sondern in dir selbst. Bist du in dir selbst allein, hast du dich selbst verlassen (und das habt ihr alle mit eurer Geburt getan), bist du selbst zu dir noch nicht zurückgekehrt, dann wirst du in unerlöster Form unter den Menschen allein sein, die dich nicht verstehen. Bist du mit dir selbst vereint, wirst du und in erlöster Form allein unter Menschen sein, auch wenn sie dich verstehen. Denn dein Körper ist ein Kosmos in dem nur du existierst und sonst niemand.
Es gibt keine Suche nach einer Aufgabe. Solange du suchst bist du nicht in deinem Kosmos – und allein. Da es keine Aufgabe gibt, versteckt sie sich auch nicht vor dir, sondern du versteckst dich vor dir selbst. In eurem Leben tut ihr nichts anderes als lange Zeit Schleier zwischen euer menschliches und euer göttliches Sein zu legen, um sie anschließend wieder zu erlösen und zu sehen wie sehr ihr gewachsen und gereift seid. Ihr seid gerade dabei, eure Schleier abzulegen und das tut mehr weh als sie anzulegen, denn es geschieht in kürzerer Zeit und mit größerem Einsatz.
Du weißt, geliebtes Wesen, dass es nur um das Ankommen bei dir selbst geht, im unermesslichen Reichtum deines Inneren. Erleuchtung ist ein Wort, mit dem ihr genau so weit von euch fortgehen könnt wie zu euch hin. Die wahre Erleuchtung findet in dem Augenblick statt, wo du dieses Wort und alle Vorstellungen, die damit verbunden sind, zutiefst vergessen hast.
Es sei schwer, du steckst fest, du bist wütend – nicht auf die geistige Welt, sondern auf dich selbst, weil du diese einfachen Zusammenhänge, dieses einfache Wissen, diese einfachste Erinnerung an dich selbst vergessen hast und weil es dir in dieser komplexen, komplizierten, vielschichtigen und verwirrenden Welt so schwer fällt, zu dieser Einfachheit deines Seins zurückzukehren. Nichts musst du tun Tag und Nacht, um in der Freude zu sein, du musst nicht arbeiten, um Erleuchtung zu erlangen oder bei dir selbst anzukommen.
Die Geistige Welt hat kein anderes Interesse an dir als deine Einfachheit, dein Glücklichsein, dich ganz bei dir selbst zu sehen. Warum, wofür und weshalb sollten sie dich schubsen, da es keine Leitung gibt auf der du stehst.
Und alle Menschen, die auf der Suche sind, können es und werden es nicht schaffen, was immer ES ist, das sie sich vorstellen. „Selig sind die geistig Armen” hieß es in der Bibel – die vollkommene Strukturlosigkeit bedeutet: Zeitlos, raumlos, drucklos, schuldlos und ziellos, ja sogar haltlos zu leben – zu sein. Das ist das kristalline Bewusstsein, das durch dein, durch euer Kind jetzt in euer Leben gekommen ist. Allein in seiner Gegenwart setzt er euch im Sinne einer Heilungskrise unter Druck, so zu werden, wie er ist. Und genau auf diesem Weg bist du. Du hast alles, was du jetzt brauchst, um ganz und gar in der Erleuchtung deiner selbst anzukommen in deiner unmittelbaren Umgebung.
Schau in die Augen deines Kindes und atme das, was du dort siehst, in dein Herz. Und eines Tages wird dein Ehemann in deine Augen schauen und das atmen können, was du ihm gibst. Geistig nährt (Kind) dich und du nährst (Ehemann). Physisch ist es genau umgekehrt, (Ehemann) nährt dich, indem er das Geld verdient und du nährst (Kind), indem du ihm jene physische und seelische Nahrung gibst, die er jetzt braucht. Im geistig-evolutionären Raum ist die Reihenfolge genau umgekehrt: das Kind ist der Vater, du und Patrick seid die Kinder.
Beginne dein Sein auf dieser Ebene zu begreifen, wahrzunehmen und zu akzeptieren. Die Reinigung deines Körpers mag das durchaus unterstützen, doch auch dies kannst du unter einem Erfolgsdruck tun, der zu nichts anderem führt als zur Unter-Drückung deiner Seele. Tue was du tust in Freude und wenn du die Freude dafür nicht empfinden kannst, lass es sein.
Die Pause, die du mit dem Schreiben gemacht hast, die Wandlung deiner Frustration, die du erlebt hast, ist nicht dadurch geschehen, dass ihr beide bereits miteinander verbunden wart, sondern dass du mit dir selbst verbunden warst und etwas ausgedrückt, in Worte gefasst hast, was lange Zeit in dir festgesessen hat. Es tut dir ganz offensichtlich gut, dir selbst zu schreiben, mit dir selbst zu sprechen und dir selbst zuzuhören – voller Verzweiflung und Mitgefühl.
Wir lieben dich zutiefst und sind an deiner Seite. Öffne auch uns deine Ohren und Augen.
Ich bin Tobias.
… und dennoch stehe auch ich dir jederzeit gern zur Verfügung, meine Liebe.
Ich bin Sabine