Eine kleine Betrachtung darüber, dass man manchmal genau das per Post bekommt, was man braucht.
Dem Spendenaufruf folgte ich gerne, um auch einen von Sabines Drachen zu bekommen. In der irrigen Annahme, jeder Spender bekäme einen, wartete ich wochenlang vergeblich auf „meinen“ Drachen, bis ich dann bei Gerd nachfragte. Er antwortete:
Die Drachen wurden unter den Spendern verlost. Wenn du keinen bekommen hast, wurde dein Los nicht gezogen. Ich habe allerdings einen Rückläufer von einem Spender, der keinen Drachen wollte. Ich soll ihn weiter geben. Willst du den haben?
Na klar wollte ich, und es war, als ob Sabine lächelte. Ich freute mich daher schon sehr auf die Drachenpost. Doch ach, statt eines kuscheligen Glücksdrachen wie Fuchur von Bastian Balthasar Bux in der Unendlichen Geschichte oder wie die feuerspeiende Drachendame Saphira des Drachenreiters Eragon, erhielt ich das Metallmodell eines wahren Ur-Monsters I Behemoth ! Das erste Geschöpf Gottes ! Die aus Aus-Geburt des Bösen, an Hässlichkeit und mystischem Schrecken und brutaler Grausamkeit nicht zu überbieten (weitere Details siehe Hiob 40.15-18).
Das war also der Rückläufer, den keiner wollte. Auch hier spürte ich Sabines Lächeln, nein, ein breites Grinsen! Entsetzt studierte ich das Begleitheft. Diesem wachsenden Entsetzen mischte sich jedoch schon bald Traurigkeit hinzu. Eine tiefe Traurigkeit, wie ich sie empfand bei Zurückweisungen durch meine Mutter, meinen Vater, durch Frauen oder durch andere Menschen, von denen ich mir vergeblich Liebe, Anerkennung und Wertschätzung erhofft hatte. Ich schaute dieses abgewiesene, kleine, hässliche Ding mit seinem aufgerissenen Maul an und eine Träne rollte mir aus dem Augenwinkel. Das war ja wohl mein Schmerz! „Nein“ sagte ich zu dem kleinen Dämon. „Habe keine Angst, Nein. Ich schicke dich nicht zurück.“ Auf meiner Hand saß er und wendete sich mir zu, denn Augen konnte ich in seiner Fratze nicht entdecken. Ich spürte deutlich, dass von diesem gestrandeten Häufchen Elend eine Welle der Erleichterung ausging… und zaghafte Freude. „Danke“ sagten wir synchron. „Du bist für mich der schrecklich schönste Drachen der Welt!“ Mir wurde warm und leicht ums Herz und mein neuer Freund aus der Dunkelheit bekam seinen Platz in meiner Drachenecke.
Natürlich ließ Sabines Kommentar in meinem Kopf nicht lange auf sich warten: „Ein Drachenreiter liebt sich selbst und braucht nicht die Anerkennung oder das Lob Anderer.“
PS Diese Kurz-Geschichte spiegelt einen langen, inneren Prozess wider, bei dem mich Sabine auch noch zu Lebzeiten elementar unterstützt hat. DANKE Sabine! – Sie lässt mich Euch sagen: „Wir alle sind Drachen-Reiter.“